Die Sportwettensteuer unter der Lupe: Das Wort “Wettsteuer” löst bei vielen Gänsehaut aus. Jeder der sich mit der Regelung im Rahmen des am 01. Juli 2012 in Kraft getretenen Glücksspielstaatsvertrags der Bundesländer beschäftigt, wird feststellen, dass es sich aber über eine durchaus – auch von Verbänden und Anbieter – positiv beurteilte Entwicklung am Markt handelt.
Die Wettsteuer in Deutschland – Alles was man wissen sollte
Auf einen Blick:
- Alle Unternehmen – egal ob der Firmensitz im Ausland oder Inland liegt – sind dazu verpflichtet für auf dem deutschen Markt getätigte Wetten eine Abgabe zu bezahlen
- Die Höhe der Abgabe beträgt 5% vom Umsatz
- Den Anbietern steht frei die Wettsteuer auf die Kunden umzulegen
- Wenige der Buchmacher übernehmen die Abgabe vollständig
- Die Abgabe beeinflusst die Quote
Lange Zeit waren Online-Sportwetten in Deutschland illegal, seit Mitte 2012 sind mit in Kraft treten des neuen Glücksspielstaatsvertrages Sportwetten – zumindest für eine Zeit – legalisiert worden. Wettanbieter, die ihre Dienste auf dem deutschen Markt anbieten wollen, sind dazu verpflichtet eine Wettsteuer in Höhe von 5% auf den Umsatz (also den Einsatz) an das Finanzamt abzuführen. Das heißt für jeden umgesetzten Euro werden 5 Cent an den Fiskus fällig. Gesetzliche Grundlage dafür ist §17 des Rennwett- und Lotteriegesetzes (RennwLottG, RWLG):
Rennwett- und Lotteriegesetz
§ 17
(2) Wetten aus Anlass von Sportereignissen (Sportwetten), die nicht als Rennwetten nach Abschnitt I dieses Gesetzes besteuert werden, unterliegen einer Steuer, wenn
- 1. die Sportwette im Inland veranstaltet wird oder
- 2. der Spieler eine natürliche Person ist und bei Abschluss des Wettvertrages seinen Wohnsitz oder gewöhnlichen Aufenthalt im Geltungsbereich dieses Gesetzes hat oder, wenn er keine natürliche Person ist, bei Abschluss des Wettvertrages seine Geschäftsleitung oder seinen Sitz im Geltungsbereich dieses Gesetzes hat. Dies gilt nicht, wenn der Spieler sich bei Abschluss des Wettvertrages außerhalb des Geltungsbereiches dieses Gesetzes aufhält und die zur Entstehung des Wettvertrages erforderlichen Handlungen dort vorgenommen werden.
Die Steuer beträgt 5 vom Hundert des Nennwertes der Wettscheine beziehungsweise des Spieleinsatzes.
Wer sich jetzt Sorgen macht, ob er irgendwelche Abgaben leisten muss, der kann beruhigt sein. Primär betroffen sind die Wettanbieter, die auch laut §19 (2) RWLG alleinig als Veranstalter der Sportwetten für die Abführung an das Finanzamt verantwortlich sind.
Trotzdem kommt man als Kunde natürlich auch mit den Abgaben in Kontakt, da diese dem Spieler in den meisten Fällen vom Buchmacher direkt in Rechnung gestellt werden.
Rekordeinnahmen
Inzwischen verzeichnet das Finanzamt Rekordeinnahmen aus dem privaten Sektor und die Zahlen wachsen stetig. Beliefen sich die Einnahmen im ersten Jahr auf rund 164,641 Millionen EUR (gezahlt von 62 Anbietern), konnte der Bund 2014 rund 226 Millionen EUR verbuchen. Das macht einen Umsatz im Bereich Sportwetten von über 4,5 Millliarden EUR. 205 mehr als 2013.
97% der Einnahmen stammen dabei von privaten Unternehmen, nur 3% werden vom staatlichen Anbieter Oddset beigetragen.
Ein weiterer Grund für Verbände wie den Deutschen Sportwettenverband DSWV den fehlenden Fortschritt im Bereich der Vergabe der bundesweiten Sportwettenkonzessionen zu bemängeln.
Seit der – zumindest teilweisen Öffnung des Sportwettenmarktes in 2012 – sind nach nunmehr gut 2 Jahren immer noch keine Konzessionen erteilt worden – und das obwohl die Anwärter in der Zwischenzeit fleißig weiter zahlen.
Sportwettenabgaben: Ein positives indiz?
Natürlich zahlt sie niemand gerne- trotzdem sehen viele die Abgaben als ein positives Indiz für die dauerhafte Öffnung des Sportwettenmarktes an. Objektiv betrachtet ist es nur fair, dass Firmen – auch wenn sie ihren Sitz im Ausland haben – die Milliardenbeträge im deutschen Markt umsetzen wie jeder andere auch dazu verpflichtet werden Abgaben zu bezahlen.
Andersherum ist es naürlich auch so, dass jetzt wo die Länder von dem Branchen-Boom profitieren die unnachgiebige Haltung etwas aufgeweicht wird.
Unterschiedliche Modell: Wettsteuer auf den Umsatz oder Gewinn
Die Entscheidung über die Umlegung der Abgabe – keine Abgabe, Wettsteuer auf den Umsatz oder Gewinn – bleibt den Unternehmen im Grunde selber überlassen und wird ihnen vom Finanzamt freigestellt:
1) Abgabe auf den Gewinn
Entscheidet sich der Buchmacher für diese Variante, wird jedes mal, wenn eine Wette gewonnen wird 5% vom Brutto-Gewinn abgezogen. Hört sich erst einmal schlecht an, bedeutet aber gleichzeitig, das es auch Tipps ohne Abgaben gibt – nämlich alle die, die verloren wurden. Da im Falle eines Verlustes kein Gewinn anfällt, werden auch keine zusätzlichen Abgaben fällig.
2) Berechnung auf Grundlage des Einsatzes
Bei Anbietern, die den Einsatz der Berechnung zu Grunde legen, werden die 5% entweder vom Einsatz abgezogen oder hinzuaddiert.
3) Wettanbieter übernimmt die Abgaben gänzlich
Die einfachste Variante für den Kunden ist, wenn der Wettanbieter die Abgaben komplett selber übernimmt. In diesem Fall müssen Sie sich keine Gedanken über Abzüge oder Quotenänderungen machen. Gucken Sie sich aber genau die angebotenen Quoten an. Da der Buchmacher den Verlust durch die Abführung der Wettsteuer ausgleichen muss, werden häufig schlechtere Quoten angeboten um eine höhere Gewinnmarge zu erzielen.
Aktionen
Einige Anbieter die die Abgabe direkt an die Kunden weitergeben arbeiten, um nicht ganz in Ungnade zu fallen, mit speziellen Aktionen. Der Anbieter Mybet hat zum Beispiel die Aktion Steuer Frei-Tag im Progamm, bei der jeden Freitag ohne zusätzliche Abgaben gewettet werden kann.
Andere Anbieter haben sich dazu entschieden zum Beispiel bei Kombi-oder Live-Wetten die Abgaben zu erlassen.
Auswirkung auf Quote und Gewinn
Entscheidet sich der Wettanbieter die Abgabe auf den Kunden umzulegen – egal ob auf Einsatz oder Gewinn – wirkt sich das auf die Quote aus. Dies sollte beim Vergleich der Quoten & Buchmacher unbedingt berücksichtigt werden.
Änderung der Quote bei Abgabe auf Einsatz:
Wird die Abgabe auf den Einsatz fällig kann das auf 2 Arten passieren: Werden die 5% abgezogen, spielen Sie bei einem Einsatz von 10,00€ nach Abzug nur noch mit 9,50€. Wird die Abgabe in Höhe von 5% hinzu addiert, spielen Sie wie gewohnt mit 10,00€ ihre Wette, es werden aber 10,50 von ihrem Konto abgebucht.
tatsächliche Quote = angegebene Quote : 1,05
Änderung der Quote bei Abgabe auf den Gewinn:
Ganz einfach bedeutet das: Setzen Sie 10,0€ bei einer Quote von 2,0 und gewinnen die Wette, werden vom Gewinn (10,0€x2,0= 20,0€) 5% also 1€ abgezogen. Das führt zu einem Nettogewinn von 19€. Die Abgabe auf den Gewinn verändert also effektiv die Quote der Wette. In unserem Beispiel sinkt die Quote auf 1,9.
tatsächliche Quote = angegebene Quote * 0,95
Übersicht: Wettanbieter mit und ohne Wettstteuer
Anbieter die KEINE Wettsteuer berechnen
- Tipico
- ComeOn
- Titanbet
- Betsson
- Betsafe
- Expekt
- MobilBet
Wettanbieter die Wettsteuern in Deutschland berechnen
Wettanbieter | % |
---|---|
Mybet |
5% vom Wetteinsatz, entfällt ab 3er-Kombis |
bet365 |
5% vom Bruttogewinn |
bet-at-home |
5% vom Wetteinsatz |
Interwetten |
5% vom Bruttogewinn |
Happy Bet |
5% vom Bruttogewinn |
Cashpoint | 5% vom Wetteinsatz |
Bwin |
5% vom Bruttogewinn |
FAQ
Q: An wen richtet sich die Wettsteuer in Deutschland?
A: Betroffen sind primär nur die Buchmacher, sie die Abgaben an das Finanzamt abführen müssen. Natürlich kommt man als Kunde aber auch mit den 5% in Kontakt, da diese bei einigen Anbietern bei Wetten dem Nutzer direkt in Rechnung gestellt wird.
Q: Wie hoch ist die Wettsteuer?
A: Inländische und Ausländische Anbieter von Sportwetten im Internet müssen 5% des Umsatzes für alle Wetten die im Inland getätigt werden oder bei denen der Spieler seinen Wohnsitz in Deutschland an das Finanzamt abführen. Der Standort des Buchmachers ist dabei egal.
Q: Welches Gesetz liegt zugrunde?
A: Grundlage der Besteuerung ist §17 des Rennwett- und Lotteriegesetz (RennwLottG, RWLG).
Q: Wer haftet für die Abführung der Abgaben?
A: Laut RWLG §19 (2) ist der Veranstalter von Sportwetten alleinig für die Abführung der Wettsteuer in Deutschland verantwortlich.
Q: Hat der Unternehmenssitz Auswirkung auf die Steuerpflicht eines Unternehmens?
A: Nein! §17 (2) des Rennwett- und Lotteriegesetz besagt eindeutig, dass sobald eine Wette im innerhalb Deutschlands oder von einem Spieler mit Hauptsitz in Deutschland abgeschlossen wurde steuerpflichtig ist. Der Sitz des Unternehmens ist dabei irrelevant.
Q: Wird die Wettsteuer auf Umsatz oder Gewinn berechnet?
A: Die Abgabe kann entweder direkt auf den Wetteinsatz oder auf den Bruttogewinn berechnet werden.
Q: Dürfen Anbieter sich aussuchen welches Modell sie wählen?
A: Welches Abgabemodell ein Buchmacher wählt ist ihm selbst überlassen.
Q: Bleiben meine Wettgewinne weiterhin steuerfrei?
A: Grundsätzlich kann diese Frage mit einem Ja beantwortet werden, Hobbyspieler müssen sich nicht vor keiner Besteuerung fürchten.
Q: Gibt es auch Wettanbieter die keine Abgaben berechnen?
A: Ja. Eine ganze Reihe Wettanbieter haben sich dazu entschieden, die Abgaben selber zu tragen und nicht an den Kunden weiter zu geben und diese selbst zu tragen. Welche Anbieter sich dazu entscheiden haben, ist der Liste zu entnehmen.
Q: Wird die Quote beeinflusst?
A: Ja, egal für welches der drei Modelle sich der Anbieter entschieden hat.
Q: Auf wie viel belaufen sich die Einnahmen des Staates?
A: In den ersten 11 Monaten nach Einführung der Abgabe(01. Juli 2012 – 31.05.2013) beliefen sich die Einnahmen der von insgesamt 62 Anbietern gezahlten Abgaben auf 164,641 Millionen EUR. 2014 stiegen diese sogar auf 226 Millionen EUR.