Der Europameister verlor unerwartet im Playoff-Halbfinale gegen Nordmazedonien und verpasst damit zum zweiten Mal in Folge die Weltmeisterschaft. Alle Infos zu diesem Debakel erhalten Sie hier im Überblick.
Ganz bitter! Italien verpasst erneut die WM-Endrunde nach überraschender Pleite (0:1) im Playoff-Halbfinale zu Hause in Palermo gegen Nordmazedonien. Das entscheidende Tor erzielte in der zweiten Minute der Nachspielzeit ausgerechnet Aleksandar Trajkovski, ein ehemaliger Spieler des Palermo FC. Die Squadra Azzurra kassiert somit ihr erste Niederlage in 60 WM-Qualifikationsspielen im eigenen Land ausgerechnet im schlechtesten Moment.
Italiens Albtraum ist jedoch eine gute Nachricht für die Portugiesen, die die Türkei mit 3:1 im anderen Playoff-Halbfinale geschlagen hat. Cristiano Ronaldo und Co. durften somit anstelle des amtierenden Europameisters gegen Nordmazedonien spielen. Mit einem 2:0 Sieg qualifizierte sich die Seleção für die Weltmeisterschaft in Katar.
Ein eklatanter Realismus-Mangel
Nordmazedonien (nur 67. in der FIFA-Rangliste) ist kein leichter Gegner und Italien war gewarnt. In den beiden direkten Aufeinandertreffen mit der ehemaligen jugoslawischen Republik in der Qualifikationsphase für die WM 2018 gewann die Squadra Azzurra mit größter Mühe in Skopje (3:2) und holte in Turin (1:1) nur ein Remis.
Italien hatte unglaubliche 32 Torschüsse, Nordmazedonien dagegen nur vier, konnte aber in diesem Spiel nie den Durchbruch finden. Die Mannschaft von Roberto Mancini hat sich 90 Minuten lang die Zähne an einer heroischen Abwehr gebissen. Die beste Chance hatte Sassuolo Stürmer Domenico Berardi, der nach einem Fehlpass des nordmazedonischen Torhüters Stole Dimitrievski an den Ball kam, doch sein Schuss war zu schwach, um Dimitrievski zu schlagen. Auch Ciro Immobile vergab in der ersten Halbzeit eine riesen Möglichkeit für Italien, als er aus guter Position im Strafraum über die Latte schoss.
Nach der Pause schoss Berardi erneut über das Tor, obwohl er eigentlich dieses Mal hätte treffen können. Die verpassten Chancen waren letztlich die Geschichte der Azzurri, denen die Präzision vor dem Tor fehlte. Ungewöhnlich für das Stürmer-Duo Berardi-Immobile, denn zusammen erzielten sie 35 Tore in der Serie A.
Es sah alles nach einer Verlängerung und einem möglichen Elfmeterschießen aus, bis Trajkovski, der vier Jahre lang im selben Stadion spielte, die Herzen des Europameisters und der Fans, die ihn einst in Palermo angefeuert hatten, auf dramatische Weise brach. Mit seinem einzigen nennenswerten Angriff des Spiels nutzte Nordmazedonien seine Chance, um Fußballgeschichte zu schreiben.
Tiefes Trauma für die Italiener
Die Europameister von 2021 können dieses Aus sehr bereuen, da sie die Möglichkeit hatten, ihre Reise nach Katar schon in der Qualifikationsphase zu buchen. Ein einziger Sieg in den letzten beiden Qualifikationsspiele hätte dazu reichen können. Doch Italien patzte zweimal gegen die Schweiz (1:1), wo Jorginho den siegreichen Elfmeter verschoss, und Nordirland (0:0). Deshalb ging es für die Azzurri in die Playoffs, während sich die Schweiz automatisch qualifizierte.
Die Playoffs, eine schlechte Erinnerung für alle Italiener nach der Enttäuschung von 2017 gegen Schweden. Nachdem die Squadra Azzurra das Hinspiel in Solna mit 0:1 verloren hatte, drängten sie im Rückspiel in Mailand das ganze Spiel über auf den Ausgleich, fanden aber trotz 75 % Ballbesitz und 26 Schüssen nie den Weg ins Tor (0:0). Damals war dieser WM-Ausfall eine nationale Katastrophe nach 14 Teilnahmen in Folge seit 1958.
Es ist erst das dritte Mal, dass Italien sich nicht für die Weltmeisterschaft qualifizieren konnten. Die Squadra Azzurra hatte sich weder 1958 noch vor vier Jahren, 2018, qualifizieren können. Bei der ersten Fußball-Weltmeisterschaft im Jahr 1930 waren sie nicht dabei.
Dieses Jahr schmerzt das WM-Aus besonders, weil die Azzurri einen Höhepunkt mit dem Europameistertitel vor acht Monaten erreichten. Nach einer schwierigen Zeit für den italienischen Fußball sah es so aus, als könnte die Nationalmannschaft wieder an frühere Erfolg anknüpfen. Stattdessen wird Italien 12 Jahre lang keine Fußballweltmeisterschaft mehr erleben und das Trauma sitzt bei den Tifosi tiefer denn je.