Die deutschen Fußballerinnen haben bewiesen, dass sie bei der Fussball Europameisterschaft in England einen Anspruch auf den Titeln haben. Der problemlose Sieg gegen ein vermeintlich starkes Spanien hat das eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Als Sieger der Gruppe B könnte der achtfache Rekordmeister die Favoritenrolle übernehmen. „Wir sind Sportlerinnen, die sich mit den Besten messen wollen“, sagte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg im Vorfeld des Turniers. „Im Frauenfußball sind die Besten hier in Europa“.
Deutschland überrascht
Abgesehen von Gastgeber England, das mit seinem 8:0-Erfolg gegen Norwegen am Montag ein ordentliches Ausrufezeichen setzte und Frankreich, das Italien im Eröffnungsspiel am Sonntag keine Luft zum Atmen ließ, waren Deutschland und Spanien bisher die besten Teams des Turniers. Deutschlands Wunsch, sich mit den Besten zu messen, wurde bei der Euro 2022 schon früh erfüllt, und bisher haben sie das auch geschafft. Der 4:0-Sieg gegen Dänemark im ersten Spiel am Freitag war ein Kinderspiel.
Am Dienstag brauchten sie gegen Spanien nur drei Minuten, um in Führung zu gehen. Sie ließen den Ibererinnen früh viel Ballbesitz, gaben sich aber selbst die Chance, hoch zu pressen und die Verteidigerinnen zu überraschen. Die spanische Torhüterin Sandra Panos war die erste, die in Panik geriet und eine missratene Parade ihrerseits nahm Klara Bühl danken an und verwandelte cool per Kopf.
Für Spanien, das beim 4:1-Auftaktsieg gegen Finnland gleich in der ersten Minute ein Gegentor kassiert hatte, war es der zweite Albtraumstart in Folge. Doch anders als beim Auftaktspiel brachte die erste Halbzeit keine Besserung. Der zweite Rückschlag kam neun Minuten vor der Halbzeit, als Deutschlands Spielführerin Alexandra Popp eine Ecke von Felicitas Rauch mit einem abgeklärten Kopfball verwandelte. „Wir haben uns darauf eingestellt, dass wir nicht so viel Ballbesitz haben“, sagte Popp in der „ARD“.
Team Deutschland hält Druck stand
Die Ansprache von Spaniens Trainer Jorge Vilda in der Pause gab seiner Mannschaft den Schwung, den sie in den ersten 45 Minuten vermisst hatte. Plötzlich wurde Deutschland zurückgedrängt, war in der eigenen Hälfte gefangen und bekam kaum noch den Ball zu sehen.
Nur wenige Mannschaften bei dieser Europameisterschaft werden in der Lage sein, sie so in die Falle zu locken, wie es Spanien getan hat, aber Deutschland hielt der Belagerung stand. Selbst wenn alles andere scheiterte, war Torhüterin Merle Frohms ein verlässlicher letzter Halt. Eine besondere Parade in der 70. Minute könnte zur besten Parade des Turniers gewählt werden.
Spanien mag zwar ohne die verletzte Ballon d`Or-Gewinnerin Alexia Putellas antreten, aber sie gehörten dennoch zu den Favoriten bei der Europameisterschaft, während Deutschland das wahrscheinlich nicht war. Das könnte sich im Brentford Community Stadium nun ändern.
Deutschland wird vom Außenseiter zum Favorit
Nach den ersten beiden dominanten Siegen werden viele zu dem Schluss kommen, dass sie die Deutschen unterschätzt haben und ihre Annahmen darüber, wie weit diese Mannschaft gehen kann, neu justieren. Je weiter das Turnier fortschreitet, desto höher werden die Einsätze und desto größer der Druck. Deutschland wird es schwer haben, den hohen Ansprüchen gerecht zu werden, die es gleich zu Beginn des Turniers gestellt hat. Aber es erwarten sie mehr Chancen, sich gegen die Besten zu beweisen, wenn sie den Druck aushalten können, den ihr früher Erfolg unweigerlich mit sich bringt.