Die Gender Mainstream Diskussion hat längst auch den Pokersport ergriffen. Frauen die Karten spielen sind In und Zeitschriften wie Brigitte interessieren die Frage, was man verändern müsste, damit sich auch das weibliche Geschlecht von den Chips angezogen fühlt. Doch müssen Frauen zwingend Poker spielen?
Seit Jeher ist das wohl beliebteste Kartenspiel der Welt eine Männerdomäne, ähnlich wie Fußball, Technik und Whisky. Dass sich die Herren der Schöpfung Poker ausgesucht haben ist dabei kein Zufall. Beim Folden, raisen und bluffen geht es um Taktik, Risikobereitschaft und die Eins-gegen Eins Situation. Typisch männliche Eigenschaften, die den weiblichen Wesensarten Kollektivismus und Sicherheit weniger entsprechen.
Poker war ist und wird immer ein Spiel bleiben, das hauptsächlich von Männern gespielt wird. Dies sagte unlängst sogar EPT-Gewinnerin Sandra Naujoks im Interview mit dem Spiegel.
Doch bekanntlich befinden sich Männer heutzutage in der Krise und sogar Frauen bemängeln, dass die Gentleman Kunst verloren ginge. Wie spielt man nun also männlich? Helfen könnte ein Blick in die Anfänge, als noch mit Zigarre und Pistole in Hinterhöfen gezockt wurde. Der Weg zum männlichen Spiel führt unweigerlich über die Poker Etikette.
Hinterhöfe Gangster und Kriminalität: Die Anfänge der Poker Geschichte waren rau
Die Poker Geschichte war anfangs vor allem von Kriminalität geprägt. So war Glücksspiel Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts in den Vereinigten Staaten illegal, weshalb man vor allem in Hinterhöfen die Karten zückte. Legende Doyle Brunson fasste diese Zeit einst so zusammen:
„Zu allererst musste man aufpassen, nicht von der Polizei geschnappt zu werden, dann musste man darauf achten, beim Spielen nicht betrogen zu werden. Hatte man gewonnen, war es oft nicht so einfach, an sein Geld zu kommen. Hatte man all das geschafft, musste man noch aufpassen, nicht überfallen zu werden.“
Aus diesen Anfängen der Poker Geschichte stammt ein großer Teil der Etikette, wie dem nur kurzen Blick in die Karten oder dem Show Down. Auch die typischen Accessoirs Zigarre und Whiskey gehen auf die vermutlich eher raueren Lebensweisen der halb kriminellen Spieler von damals zurück. Man sieht also, dass bereits die Ursprünge der Poker Geschichte vom männlichen Gestus geprägt waren.
Poker Etikette: Die goldenen Regeln der Gentleman
Häufig werden Männerrunden als unmanierlich und rüde dargestellt, doch wer männlich pokern möchte, muss Etikette bewahren. Die Rede ist von der alten Kunst der Gentleman. So entwickelte sich um das Kartenspiel herum eine eigene Etikette, die es zu befolgen gilt um sich nicht als unreifen Anfänger zu outen.
- Die Karten bleiben auf dem Tisch: Poker Karten werden niemals in die Hand genommen. Sie bleiben stets verdeckt auf dem Tisch und auch beim betrachten hebt man nur kurz eine Ecke hoch.
- Spiele in einem angemessenen Tempo: Gerade bei großen Tischen mit 8 Personen kann eine Setzrunde sehr lange dauern. Alle Ausgestiegenen haben also ein Interesse, dass es schnell weitergeht. Natürlich darf man sich bei schweren Entscheidungen etwas länger Zeit nehmen, aber ein angemessenes Spiel Tempo gehört in jedem Fall zur Poker Etikette.
- Kommentiere nicht das Spiel: Es gilt als überaus unhöflich, entweder die Spielweise der anderen laut zu kommentieren oder gar Tipps zu geben. Auch Phrasen wie:“Setz doch endlich!” oder “Da solltest du besser aussteigen“ gelten als unhöflich.
- Nicht die Chips schmeißen: Es ist elegant, mit Chips zu spielen, besonders wenn man es beherrscht. Doch Chips in den Tisch zu werfen gehört sich gar nicht. Einsätze werden immer vor einem selber und nicht in der Tischmitte abgelegt. Gerade wenn man einen hohen Stack hat kann man sonst sehr überheblich wirken.
- Frage niemanden seine Karten zu zeigen: Generell zeigt man beim Poker nie sein Blatt, bevor die Runde zu Ende ist. Danach ist es durchaus erlaubt, doch man fordert dazu niemals einen Anderen auf. Dies wird von manchen Spielern sehr negativ aufgenommen. Zudem gilt, falls man doch mal seine Karten zeigen möchte:“Show one, show all”. Man darf nie Einem, sondern muss wenn Allen seine Karten zeigen.
- Slow Roll: Dies betrifft eine Situation beim Show Down, in welcher der Spieler mit dem stärkeren Blatt so tut, also hätte er nichts und erst seine Hand zeigt, wenn der Gegenspieler seine präsentiert und sich als Sieger glaubt. Das ist unhöflich, disrespektvoll und vor allem überheblich.
Dieser inoffizielle Kodex ist zwar nicht bindend, sollte aber dennoch von jedermann befolgt werden. Tradition und das Bewahren von alten Gepflogenheiten gehörte stets zu Männergemeinschaften wie dem Rittertum oder den Burschenschaften. Genauso ist es auch beim Poker.
Noch einmal Phil Hellmuth der Poker Etikette erklärt:
Die Does und Dont’s für Männer beim Karten spielen
Neben dieser sogar schriftlich festgehaltenen Poker Etikette gibt es noch weitere Dinge, die man beim zocken auf jeden Fall tun oder unbedingt lassen sollte. Die Does und Don’ts der Poker Etikette
Does
Die Regeln kennen: Die Anleitung ist nicht schwer und kann überall im Internet gefunden werden. Wer vor hat, in einer Männerrunde zu spielen, sollte zumindest das Grundprinzip und vor allem die Rangreihenfolge der Karten kennen. Man man muss am Anfang nicht wissen, wie ein Split Pot gebildet wird, aber man sollte dennoch das Basis Know-how besitzen. Nichts ist nerviger, als Fragen wie:“Ist ein Full House oder ein Straight noch gleich höher?”.
Poker Slangs verwenden: Männer denken sich gerne Spitznamen und lustige Sprüche für alles mögliche aus. In der langen Tradition der Poker Geschichte entstand so ein ganzes Sammelsurium an Slangs, Begriffen und Weisheiten rund um das wohl beliebteste Kartenspiel der Welt. Es ist auf jeden Fall sehr männlich, diese auch zu verwenden. Begriffe wie Bad Beat, Hole Cards und Kicker sollten dabei sitzen und auch das Wissen um die Namen einiger wichtiger Hände wie Worst Hand in Poker für 72 sind ratsam. Doch Vorsicht: nichts ist uncooler, als eine auswendig gelernte Poker Weisheit zum falschen Zeitpunkt zu bringen.
Trashtalk: Sprich beim zocken mit deinen Tischnachbarn. Reden gehört absolut dazu und Pokern soll ja auch Spaß machen. Die Etikette schreibt es zwar vor, dabei nicht die Konzentration der anderen zu stören, ein netter Plausch ist aber absolut erwünscht. Mit der richtigen Trash Talk Taktik kann man so auch die ein oder andere Information über das Gegenüber gewinnen.
Dont’s
Nicht telefonieren: Dies gilt nicht nur für Pokerrunden. Es ist äußerst respektlos zu telefonieren, während man mit Anderen zusammensitzt. Selbst wenn man bereits gefoldet hat, greift man nicht zum Handy, sondern genießt die Gemeinschaft.
Sonnenbrille und Hoody: Es ist ein Trend geworden, mit Sonnenbrille und zugeschnürter Kapuze am Tisch zu sitzen. Doch a) sieht dieser Stil komplett lächerlich aus und b) schafft es noch lange kein besseres Poker Face. Man sieht einfach nur wie ein Möchtegern Ganghster aus. Schaut man sich Bilder der WSOP aus den 70ern an, hat noch keiner der Akteure versucht, sein Gesicht zu vermummen. Ein bequemes Freitag Abend Outfit ist da wesentlich angebrachter.
Sich übermäßig aufregen: gerade bei einem Bad Beat oder wenn man früh ausscheidet können die Emotionen schon mal überkochen. Doch nicht nur im sondern auch nach dem Spiel gilt es gemäß der Poker Etikette die Kontenance zu wahren. Gemäß dem Spruch:”Es gibt Tage, da verliert man und Tage, da gewinnen die anderen” muss man einfach hinnehmen, dass Poker stark vom Glück abhängt.
Und was ist mit Frauen?
Poker wird immer ein maskulines Spiel bleiben und das ist auch gut so. Denn Männer brauchen Rückzugsorte, welche die Frauen noch nicht für sich erobert haben. Trotzdem spricht nichts dagegen hin und wieder Frauen zu integrieren und in gemischten Runden zu spielen.
So ist es den Herren auch mal gestattet Ihre Partnerin mitzunehmen und wenn man ausgeschieden ist, hat man zudem jemanden, mit dem man sich beschäftigen kann. Wer jedoch denkt durch die Gegenwart des anderen Geschlechts öfter gewinnen zu können täuscht sich. Nicht selten sind Frauen beispielsweise hervorragende Tell Reader.
Dennoch sollten Männer Poker bewusst als Rückzugsort aufsuchen, wo man sich auch mal ohne die Gegenwart von Frauen austauschen kann.