Spielsucht bei unter 18-Jährigen ist ein verbreitetes, aber unterschätztes Problem. Poker, Spielautomaten, Bingo, Würfeln, Rubbellose, Sportwetten, Online-Spiele… Spielen ist ein Grundbedürfnis von Kindern und Jugendlichen. Selbst das Wort “Glücksspiel” könnte harmloser nicht klingen.
Doch der Spielkick im Netz oder in der Halle kann schnell zur Sucht werden. Der Zugang dazu ist leichter als jemals zuvor. Im Internet loggt man sich schnell unter einer anderen Identität ein und für die Zahlung gibt man einfach eine andere Kreditkarte an. Ein bis zwei simple Hürden und der Jugendliche kann loslegen.
Was sagt das Gesetz? Glücksspielregelung für Jugendliche unter 18 in Deutschland.
In Deutschland ist der Aufenthalt von Jugendlichen unter 18 Jahren in Glücksspielhallen oder der Gebrauch von Geldspielgeräten streng untersagt (§§ 4.3 sowie 6 und 8 JuSchG). Das gilt für das Glücksspiel Lotto, die Gastronomie oder auch für Spielhallen.
Doch wenn selbst Erwachsene der Spielsucht verfallen können, muss man bei Jugendlichen unter 18 umso mehr aufpassen. Die Tarnung des Spiels macht den vermeintlich harmlosen Eindruck, der jedoch schnell in ein fatales Ende mit Schrecken ausarten kann. Und zwar dann, wenn es nicht mehr nur Spiel, sondern Sucht geworden ist.
Spielsucht bei unter 18-Jährigen
Trotz der gesetzlichen Regelungen und der Initiative des Jugendschutzes sprechen die Zahlen eine andere Sprache. Eine Studie der Universität Bielefeld ergab, dass 3 Prozent der unter 18-Jährigen Suchtpotential aufweisen. bei Erwachsenen liegt der Wert vergleichsweise bei 0.2 und 0.5 Prozent. Besonders Online-Spiele bieten trotz der Richtlinien einen leichten Zugang für Jugendliche. Online-Poker gehört zu den Spitzenreitern der verbotenen Glücksspiele.
Eltern: Was können Sie tun?
Symptome: Woran Sie merken, dass Ihr Kind spielsüchtig ist
- Wenn der Jugendliche sich nur noch im Zimmer vergräbt und seine sozialen Kontakten vernachlässigt, lohnt es sich vielleicht mal einen Blick auf den Monitor zu werfen. Spielsucht könnte der Grund sein.
- Reicht das Taschengeld nicht mehr und leidet der Teenager unter ständigem Geldmangel und eventuell auch an Erklärungsnot, könnte man dies als Elternteil als Warnhinweis für spielsüchtiges Verhalten verstehen.
- Aber auch das Vorhandensein von einem höheren Bargeldbetrag kann als Hinweis verstanden werden.
- Verkauft der Jugendliche sogar seine Sachen, sollten Ihre Alarmglocken läuten!
Lösungen: Was können Sie tun, um Ihr Kind präventiv zu schützen?
- Stellen Sie eine Kindersicherung auf dem hauseigenen Computer ein und sperren potentielle Zockerseiten, das Jugenlichen unter 18 den Zugang erschwert
- Stellen Sie Ihre Online-Banking Transaktionen so ein, dass Sie eine Bestätigung per SMS bekommen. Falls Ihre Kreditkarte benutzt wurde, bekommen Sie so Bescheid.
- Aber vor allem: Sprechen Sie mit Ihrem Kind über das Glücksspiel, erklären Sie ihm das Prinzip des Spiels und reden Sie mit ihm über Gewinnwahrscheinlichkeiten, Risiken und Konsequenzen der Spielsucht!
- Auch bei Ausnahmen wie der Kirmes sollten Sie Ihrem Kind Distanz und Realitätsbewusstsein zu dem Spiel beibringen.
- Kennt es sich mit Glücksspielen aus, oder reagiert es auffällig bei dem Thema Spielsucht? Oder fängt das Kind von alleine an darüber zu reden, kennt Fachbegriffe und interessiert sich zunehmend für Glücksspiel-Übertragungen im Fernsehen?
- Seien Sie hellhörig und widmen dem Kind verstärkte Aufmerksamkeit, wenn etwas augenfällig geworden ist.
- Natürlich kann es auch sein, dass Kinder sich Ihr Spielverhalten zu Hause etwa bei den Eltern abschauen. Spielen Sie in der Familie ab und zu gemeinsam Familienspiele, sollten Sie darauf achten, kein echtes Geld zu verwenden.
- Spielsüchtiges Verhalten von Eltern kann genauso vom Kind nachgeahmt werden. Auch als Außenstehender können Sie helfen, wenn Sie denken, dass ein Kind eventuell unter Spielsucht leidet.
- Schöpfen Sie Verdacht, konfrontieren Sie Ihr Kind nicht direkt mit Ihrer Vermutung, sondern sprechen das Thema subtil an.
Wie leicht finden Jugendliche unter 18 Zugang zu Glücksspielportalen?
Obwohl das Gesetz besagt, dass Jugendlichen unter 18 der Zugang zu Glücksspielen verboten ist, wird dennoch fahrlässig mit dem heiklen Thema Spielsucht umgegangen. Wie einfach ist es wirklich für einen Jugendlichen an einem Online-Spiel teilzunehmen? Eine Stern TV Reportage hat 2013 gezeigt, wie Jugendliche versuchten, sich in Wettbüros einzuschleichen. Erfolgreich. Die wenigsten fragten nach den erforderlichen Einlassbedingungen. Das Einlösen des Wettscheins gestaltet sich danach etwas schwieriger, doch auch wenn einem dieser Schritt verwährt bleibt, kann man immer noch einen älteren Freund fragen, der das erledigt.
Ein anderes Problem ergibt sich daraus, dass Wettbüros selbst immer noch in einer Art Grauzone existieren. Zum Teil fehlen daher die notwendigen Lizenzen, um überhaupt offiziell auf dem Wettmarkt aktiv zu werden. Aus diesem Grund fehlen auch notwendige Kontrollen, um die Wettbüros zu prüfen.
Durch die vermehrte Digitalisierung ist es heute einfacher als jemals zuvor, Zugang zu Online-Glücksspielen zu erhalten. Diese bergen ein mindestens genauso hohes (wenn nicht höheres) Suchtrisiko wie Wettbüros oder Spielbanken, da die Hürden geringer sind. Die Kindersicherung zu Hause reicht präventiv nicht mehr aus, da die meisten Online-Wettanbieter auch mobile Endgeräte zulassen. So wird das Einloggen von überall möglich.
Staatlich konzessionierte Anbieter werden vom Gesetzgeber offline sowie online kontrolliert. In der Grauzone bewegen sich aber auch Anbieter, die keine Lizenzen haben und folglich leichtes Spiel dabei haben die Regelungen zu umgehen.
Was kann der Gesetzgeber gegen Spielsucht tun?
Angesichts der Spielsucht-Gefahr bei Glücksspielen, aber auch der aktuell noch immer hohen Anzahl von konzessionslosen Anbietern steht es außer Frage, dass der Verbraucherschutz gestärkt und Präventivmaßnahmen getroffen werden müssen. Die EGBA (Verband der führenden Online-Glücksspiel- und Sportwettenabieter) zählt große Wettanbieter wie Bwin oder Bet-at-Home zu ihren lizenzierten Mitgliedern, die sich in Zusammenarbeit mit der EU regelmäßigen und unabhängigen, strengen Kontrollen unterwerfen.
So hat die EU Kommision bereits 2014 eine einheitliche Empfehlung zur Glücksspiel-Regelung und zum Verbraucherschutz veröffentlicht, die diese einheitlich in der EU regeln soll. Diese Regelung stellt unter anderem sicher, dass das Glücksspiel für unter 18-Jährige ausgeschlossen bleiben soll, um gegen Spielsucht vorzubeugen.
Praktisch wäre die Empfehlung der EU etwa in einem einheitlichen Altersverifikationssystem umsetzbar, dass es technisch möglich macht, Nicht-Spielberechtigte unter 18 Jahren auszuschließen. Ein autorisiertes Bankkonto, dass bei der Anmeldung verpflichtend angegeben werden muss und mit der angemeldeten Person identisch ist, wäre zum Beispiel eine Zusatzmaßnahme. Anonyme Zahlungsmöglichkeiten gehören praktisch zu den Hauptgründen, die ein unverantwortliches Spielverhalten bereits anlegen.
Zudem ist es notwendig, schnell und konsequent gegen illegale Wettanbieter vorzugehen, damit diese gar nicht erst die Möglichkeit haben weiter zu bestehen und Jugendliche unter 18 in als Kunden einzuspannen.
Werbung und Werbeangebote von Wettanbietern wird sehr kritisch beäugt. Zudem gibt es viele prominente Sportler oder Vereine, die als Markenbotschafter für bestimmte Wettanbieter werben. Hier sollte man öffentlich gezielter an das Verantwortungsgefühl dieser Prominenten appellieren, da ihre Sendungskraft in den Medien das Glücksspiel noch weiter verharmlosen und attraktiver für Jugendliche unter 18 machen.
Und auch in der Öffentlichkeit gilt: Über Spielsucht informieren und darüber reden! Hier kann man staatliche Einrichtungen sowie Einrichtungen für Süchtige und Schuldner stärker unterstützen.
Sollte das Glücksspiel verboten werden?
Ein allgemeines Verbot wäre trotz der zahlreichen Risiken wie der Spielsucht sicher zu hoch gegriffen und wird auch von Experten nicht empfohlen. Jemand, der sein Geld gerne in ein Glücksspiel investieren möchte, sollte dies auch tun dürfen. Zudem wird ab einem gewissen Alter ein Maß an Eigenverantwortlichkeit vorausgesetzt wird, das alle Lebensbereiche betrifft diese auch überreizen können. Geschützt werden müssen diejenigen unter 18.
Ein Verbot wäre daher nicht sinnvoll, zumal dieses eher dazu führen könnte, dass sich illegale Wettanbieter vermehren könnten und die Spielsucht nicht bekämpft.
Die Wett- und Glücksspielwelt sollte demnach nur für die unter 18-Jährigen so streng reglemntiert werden. Hier herrscht auf allen Seiten Nachholbedarf. Der Gesetzgeber sollte es vor allen Dingen nicht versäumen, den technischen Entwicklungen hinterher zu hinken. Denn neben den offiziellen Spielotheken und Wettbüros befinden sich gerade diese in einem so rapiden Wachstum, dass die Gefahr für unter 18-Jährige im Online-Bereich schnell unterschätzt wird.
Auf dieser Seite der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) finden Sie Beratung und Hilfestellung bei Spielsucht.
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